Geschichten rund um die Beizjagd

                                          Der geschossene Habicht

Eigentlich ist es immer die gleiche Frage, die ich meinen Falknerschülern stelle: „Was bewegt dich, die „Kunst“ der Falknerei zu erlernen?“ Es kommen dann Antworten wie: “ Ich habe das mal gesehen und war begeistert.“ Oder : „ Ich liebe Greifvögel.“ Auch einige andere Beweggründe werden vorgetragen.               Aber nur wenige denken daran, dass der Greifvogel 365 Tage im Jahr betreut werden muss.                     Eine Waffe kann ich in den Schrank stellen - den Vogel aber nicht.                                                                 Ich war auch einer von denen, die es mal sehen wollten. So bin ich nach Nauendorf, bei Halle, gefahren, um bei einem Falknertreffen dabei zu sein. An diesem Tag traf ich auch auf Werner, der in Vorbereitung der Falknerprüfung war. Das ist nun schon 44 Jahre her und allmählich hat sich daraus auch eine intensive Freundschaft entwickelt.                                                                                                                                         Nach 44 Jahren habe ich ihn dann mal gefragt, wie er zur Falknerei gekommen ist. Er erzählte mir dann seine unglaubliche Geschichte.                                                                                                                               

Als Werner den ersten Kontakt mit einem Greifvogel hatte, stellte sich ihn die Frage nicht, ob er Falkner werden möchte.

Der Kontakt bestand lediglich darin, dass ein Habicht sich einer seiner besten Tauben gegriffen hatte und dabei war, sie zu verspeisen. Das ging gar nicht! Also ins Haus und das Luftgewehr gegriffen, um dem Biest den Garaus zu machen. Auf den Gedanken folgte die Tat und die Fressorgie hatte ein jehes Ende. Nun ist es aber so gekommen, dass der Habicht nicht tot war. Was nun?

Also erst mal den ersten Schreck überwinden und den Vogel ins Gewächshaus gelegt. Wenn er dann das Zeitliche gesegnet hat, wollte er ihn ausstopfen lassen. Es kam anders!  Als Werner wieder im Gewächshaus nachgesehen hatte, welch ein Wunder, stand der Habicht auf einem Balken.

Bei dem Anblick wurde dem Schützen bewusst, welchen Frevel er begangen hatte. Nun wurde ein Tierarzt aufgesucht, der den Habicht gründlich untersuchte. Die Verletzung war nicht schwerwiegend und Werner konnte das Tier wieder mitnehmen. Wohin nun mit dem Habicht und was frisst so ein Vogel. Alles sehr schwierig, wenn das nötige Wissen fehlt und keiner da ist, der einem mit Rat zur Seite stehen kann. Das Gewächshaus musste nun wieder herhalten und was solch ein Vogel frisst, hat er ja gesehen -Tauben.                                                                                                                                                                       Bald merkte der neue Halter eines Habichtes, dass das Gewächshaus auf Dauer nicht taugt. Also nochmal zum Tierarzt, um sich Rat zu holen. Leider war das nicht sonderlich hilfreich. Enttäuscht ging es wieder nach Hause. Nicht viele Tierärzte waren im Umgang mit Greifvögeln geschult, hatten Sie doch ihre Hauptaufgabe, Großsäuger in den landwirtschftlichen Betrieben gesund zu erhalten. 

Werner hatte das so empfunden und mit seiner Familie ausgewertet. Auch seine Tochter Lotte hatte ein Ohr an der Basis. Irgendwann später sollten die Kinder in der Schule einen Aufsatz über ein Erlebnis schreiben. Ich glaube, ihr wisst, was nun kommt. Lotte hat natürlich über die Ereignisse mit dem Habicht geschrieben. Der Tierarzt kam dabei nicht allzu gut weg. „Der Tierarzt versteht nicht viel vom Vögeln.“ So stand es im Aufsatz geschrieben!                                                                                                                       Werner hat dem Tierarzt den Aufsatz zur Kenntnis gebracht und beide konnten darüber herzhaft lachen. Wie sollte es nun mit dem Habicht weiter gehen. Wie kommt man an Literatur? Google war vor 47/48 Jahren noch nicht zu befragen.

Zuerst ist der Habicht erst mal anzubinden. Aber wie? Leder und ein Strick war dann die Lösung. Leder, um die Ständer und die Riemen dann mit dem Strick verbunden. Super! Aber wohin mit dem Habicht? Greifvögel stehen ja in den Bäumen. Also eine Kiste gezimmert und in den Baum verbracht. Ein längeres Seil an das Geschüh gebunden und den Vogel da rein gestellt. Natürlich kam was kommen musste. Der Habicht hat sich ständig verheddert. War also auch keine Lösung.

Zielstrebig wie Werner nun ist, konnte er alle diese Probleme lösen und eine gute Verbindung mit dem Vogel herstellen. Bald war der Habicht soweit, dass er ihn frei fliegen lassen konnte. Das blieb natürlich den Jägern nicht verborgen. So hat der Tierarzt, der auch Jäger war, Werner geraten, in die Jagdgesellschaft einzutreten. Damit war sein Weg in die Falknerei vorprogrammiert.                                     Über die Jagdgruppe fand er Anschluß zur „Arbeitsgruppe Falknerei des Bezirkes Halle“. Hier traf er auf die Falkner, die dem Jungfalkner Werner das Rüstzeug für ein aktives Falknerleben mitgegeben haben. 

In diesem Jahr, 2023, wird Werner 80 Jahre alt und ist immer noch ein aktiver Falkner. Seine Erfahrungen hat er in den Falknerverband eingebracht und Wissen zielstrebig an Jungfalkner weitergegeben. Werner kümmert sich auch intensiv um verletzte Greifvögel. Hier hilft ihm die Erfahrung als Falkner.

Ich denke, wir können ihm seine damalige Verfehlung nachsehen. Hat er sie doch mehrfach wieder gutgemacht. 


 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

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