Willkommen bei Bündnis der Falkner e.V.
Mein erster Beizhabicht
Meinen Falknerjagdschein in der Tasche, war es nun mein bestreben, mir einen Habicht auszuhorsten. Da unsere Falknerprüfung im Dezember stattfand, waren alle Messen gesungen. Auch ein Wildfang kam zeitlich nicht in Frage. Also warten bis zum nächsten Frühjahr.
Der Habichtshorst wurde ausgewählt, in der Hoffnung, es fliegen wieder Junghabichte aus wie im Jahr zuvor. Das Biotop passte und auch der Horst war besetzt. Es war ein typischer Habichtshorst. Eine stattliche Buche war es, die sich der Habicht ausgewählt hatte. Typisch für den Habicht war der an einem Forstweg angelegte Horst. Am Stamm der Buche, im zweiten Drittel. Das ist natürlich nicht immer so. Sie übernehmen auch Horste anderer Greifvögel. Der Horst war begrünt und ich konnte den langen Start vom Vogel sehen. Ich war glücklich. Ja, im Horst müssen junge Habichte liegen. Eine Kontrolle zeigte mir Schmelz unter dem Horst, also warten. Dann war es soweit. Die Kletterausrüstung von einem Zapfenpflücker ausgeliehen und ab in den Wald. Wir wollten zwei weibliche Habichte und hofften, diese im Horst vorzufinden.
Gerhard, mein Falknerkollege, hatte mit mir gemeinsam die Falknerprüfung bestanden und brauchte nun auch einen Habicht. Also das Klettergeschirr angelegt, nochmal den Baum hochgeblickt und ab ging es. Es war für mich als ungeübten Kletterer eine schweißtreibende Kletterpartie. Ich wusste, da oben ist ein Habicht für mich, der mir die Kraft gab, nicht aufzugeben.
Und es war so. Es war ein Vierer-Gelege, was nicht so häufig vorkommt. Alle Vögel im Rucksack nach unten befördert und zwei Weiber ausgesucht. Der Rest ging dann wieder mit dem Rucksack nach oben und ich an einem Seil hängend nach unten. Nie wieder bin ich selbst geklettert. Das habe ich dann den Zapfenpflücker überlassen. Nun hatte ich meinen ersten Habicht und war fest entschlossen, aus ihm einen Beizhabicht zu machen.
Zuhause hatte ich einen Horst vorbereitet und auch frische Atzung war bereit. Also alles so, wie ich es gelehrt bekommen habe. Es sollte ja nichts schief gehen. Und es ging doch schief. Der Habicht hat sich gut entwickelt und war mir recht angetan. Hatte ich mich doch intensiv mit ihm beschäftigt.“Passt auf“, haben die alten Falkner immer gewarnt, „dass ihr keinen Lahner bekommt.“
Und es wurde einer. Aber was für einer. Es wurde hell und es ging los und hörte erst in der Dämmerung auf. Wie sich die Nachbarn gefreut haben, brauche ich ja nicht sagen. Das Lahnen hatte auch beim Abtragen mit Atzung auf der Faust nicht aufgehört.
Also was tun? Ich werde den Habicht einfach in mein Jagdgebiet verbringen. Eine Wiese von ca.zwei Kilometern Länge, eingesäumt von zwei bewaldeten Höhenzügen.....ideal, meinte ich. Gesagt getan und der Habicht wurde freigelassen, mit der Option, ihn wieder einzuholen, in der Hoffnung, er lahnt nicht mehr. So oft ich in das Röschental (so heißt dieses Gebiet) ging, war weit und breit vom Vogel nichts zu sehen oder zu hören.
Nach einigen Tagen wurde ich von der unteren Jagdbehörde verständigt: „In Neinstedt treibt sich ein tollwütiger Habicht rum! Herbert, schau mal bitte danach. Der Herr Fruht hat uns verständigt.“ Ich wusste natürlich gleich, wer der Verursacher war. Ich kannte den Wolfgang Fruht recht gut und habe ihn kontaktiert und mich natürlich unwissend gestellt. „Herbert, ich kann meinen kleinen Hund nicht mehr vor die Tür lassen, sofort ist ein Habicht da und will den Hund fangen. Auch wenn ich den und schnell auf den Arm nehme gibt er keine Ruhe.“ Ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen. „Was können wir da machen?“ Ich wusste es schon, konnte es ihm aber nicht sagen. „Ich melde mich wieder,“ war meine tröstende Antwort. Auf nach Hause, meine Schleppe eingepackt und ab ins Röschental. Mit meinem Kaninchenbalg im Schlepptau bin ich durch das Tal gewandert. Es hat nicht lange gedauert und mein Vogel stand auf der Schleppe, hat sich wieder lauthals bemerkbar gemacht. Zur „Freude“ meiner Nachbarn kam der Habicht wieder an seine Anlage.
Eines Morgens blieb das Lahnen aus. Ich hatte für einen Moment die Hoffnung, der Vogel gibt auf. Ich traute meinen Augen nicht. An der Anlage stand kein Habicht mehr.
Langfessel, Drahle und Geschüh lagen an der Flugdrahtanlage und waren säuberlich durchgeschnitten. Ich habe nie wieder etwas von dem Habicht gehört. Meine Nachbarn waren nun von Stunde an wieder recht freundlich zu mir. Seitdem hatte ich nie wieder einen Habicht, der gelahnt hat.
Ja, nun musste ein neuer Habicht her und es wurde ein Wildfang.
Das ist aber eine andere Geschichte.
Der Beginn einer Falknerleidenschaft.
Beim Suchen eines Schriftstückes fiel mir meine Urkunde zur bestandenen Falknerprüfung in die Hände. Es sind nun schon 41 Jahre vergangen, eigentlich 43 Jahre, wenn man die zwei Jahre Umgang mit dem Übungsvogel hinzu zählt. Wo ist die Zeit geblieben? Wie kam ich eigentlich zur Falknerei! Ein gefangener Sperber wies mir den Weg zur Falknerei. Ich war damals aktiver Brieftaubenzüchter. Bei einer Zuammenkunft der Taubenzüchter brachte ein Taubenfreund einen Sperber mit, der sich im Schlag eine Taube gegriffen hatte. Nun sollte dieser schöne Vogel sein Leben lassen. Wie viele wissen, ist der Frust der Taubenzüchter groß: „Der Habicht holt immer die besten Tauben!“ Da ich direkt am Wald wohne, kann ich davon ein Lied singen. Für mich stand fest, er soll sein Leben behalten.
Ich konnte meine Taubenfreunde überzeugen... der kommt in den Tierpark auf den Hexentanzplatz in Thale. Ein mir bekannter Tierpfleger sollte ihn dann mit in den Tierpark nehmen. Es kam anders. Herr Hoppe machte mir klar!: „Es ist kein Vogel für die Volliere". Wir lassen ihn wieder frei. Er soll sein Leben weiterhin in der Natur verbringen und als schneidiger Jäger seiner Beute nachstellen. Herr Hoppe erklärte mir, dass man mit solch einem Sperber auch beizen könne. Nach ca. 14 Tagen würde er frei fliegen. Mein Erstaunen war groß und ich begann nachzufragen. Mein Interesse für die Falknerei war geweckt! Herr Hoppe organisierte für mich ein Treffen mit dem Falkner Rudi Lagatz. Gespannt lauschte ich seinen Ausführungen über die Falknerei und ein „Wau“ kam über meine Lippen, als ich seinen Habicht bestaunen konnte. Einige Tage später hatte ich Gelegenheit, bei einer Beizjagd dabei zu sein. Das war aufregend! Ich beschloss Falkner zu werden! Mit dem Falkner „Rudi Lagatz“ hatte ich einen guten Lehrprinzen.
Im Dezember 1982 hatte ich mit Erfolg diese Prüfung gemeistert. Vor dem Erfolg war es natürlich ein Stück Arbeit. Wir mussten zwei Jahre lang einen Übungsvogel betreuen und diesen dann zur praktischen Prüfung vorfliegen. Erst wurde der Vogel von den Prüfern in Augenschein genommen und begutachtet....na ja, wo mein Herz saß, kann sich jeder denken. Nun sprang aber mein Herz bis zum Hals. Mein Turmfalke sollte nun frei fliegen!!! Der Moment der Wahrheit war gekommen. Also Langfessel und Drahle abmontiert und den Turmfalken zum Flug frei gegeben. Und er flog wie es nicht besser hätte gehen können. Als ich meinen Turmfalken vom Federspiel wieder aufgenommen hatte, plumste mir ein Stein vom Herzen. Nun galt es noch die theoretische Prüfung zu bestehen. Na klar, auch bestanden. Nun ging das Theater erst richtig los.
Nach absolvierter Falknerprüfung ist der Weg noch weit ein Falkner zu sein! Und wieder waren es die erfahrenen Falkner, die uns „Jungspunte“ mit Rat und Tat zur Seite standen, ein erfarener Falkner zu werden.
Die Faszination Falknerei hat mich bis heute nicht losgelassen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kumpanei ( Vogel, Hund und Falkner ) gemeinsam zum Erfolg kommen.
Gern gebe ich meine Erfahrungen an junge Falkner weiter und freue mich immer, wenn ein Jungfalkner die „Kunst“ der Falknerei erlernt und nach geraumer Zeit ein guter Falkner geworden ist.
Ebenso ist es für mich immer wieder eine große Freude, im Kreise anderer Falkner fachbezogene Gespräche zu führen, Erlebnisse aus dem Falkneralltag zu erzählen und natürlich zur Beizjagd zu gehen.
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